Mooji
Reich beschenkt durch die vielen tollen Begegnungen und Wünsche fliege ich jetzt voll Neugier in die Welt und werde
euch auf dieser Seite berichten, was meine Falkenaugen so alles entdecken.
Ich freue mich sehr, wenn du mir in mein Gästebuch schreibst...
Grönland
Greenland - schon wieder so ein Werbename, aber ich habe mich ja vor der Reise ausnahmsweise mal informiert und mir eine Karte
gekauft. Weiß war die Karte, fast alles weiß und nur am Küstenrand rote Siedlungspunkte. Also nix mit güner Insel, deshalb hatte ich alles dabei, was ich noch so an Wintersachen gefunden hatte.
Lange Unterwäsche, Handschuhe, Wollmütze und sogar Thermopflaster. Diesmal bin ich vorbereitet. Ganz sicher.
Und nach einem atemberaubenden Flug von Kopenhagen über weite Eisfelder stehe ich am Flughafen von Kangerlussuaq in einer
unglaublich heißen Mittagssonne, die Mücken stechen durch meine Wollunterwäsche und ich fühle mich wie ein tropfender Eisberg - hier ist es also, das Land, in dem es anfing.
Hier wurde es bewahrt, das ewige Eis und hier schmilzt es nun und ich erlebe es am eigenen Leib und sehne mich nach schönen
kühlen deutschen Wintern.
In Grönland gibt es, was man heute nur noch selten findet...die Weite. Ich stehe auf dem Berg und mein Auge kann 400 km weit blicken...unendlich scheint die Ebene zu sein und ich sehe ,was Freiheit ist.
Ein Licht soll leuchten....
Heute treffen wir auf die Lichter des Eises, zwei Grönländerinnen haben bei eisiger Kälte das Erbe ihres Volkes mit Taschenlampen erleuchtet.
Stella Polaris* Ulloriarsuaq
Das leuchtende Gedächtnis der Erde- so nennt das Team aus Nomi Baumgartl, Sven Nieder, Yatri N. Niehaus und Laali Lyberth dieses Projekt.
Stella Polaris* Ulloriarsuaq ist ein global angelegtes Foto- und Filmkunstprojekt, das die bald endende Schönheit des Eises noch einmal festhalten möchte.
Heute übergibt der Fotograf Sven in unserem Camp den beiden Helden der Taschenlampen ihr Buch und wir staunen über die Kraft der Bilder. Farben und Eis verbinden sich in der Dunkelheit und ich denke, es ist an der Zeit, dass wir das mit dem Klima wandeln.
Kangerlussuaq (Großer Fjord)
Hier wohnen jetzt 510 Menschen...seit ich mit 9 anderen Touristen die Jugendherberge belegt habe... und glücklicherweise ist der Seeweg seit 2 Wochen offen. So gibt es im Supermarkt nicht nur Haferflocken und Trockenfisch, sondern sogar Rote Beete aus Deutschland. Aber deshalb bin ich nicht hier, der ehemalige US-Militärstützpunkt ist nur das Basislager für meine Reise zum ewigen Eis.
Es schmilzt, sagen sie, es ist der Klimawandel, höre ich immer wieder und etwas hat mich hier in den Norden gerufen. Angaangaq, ein Ältester der Eskimo-Kalaallit aus Westgrönland, nimmt unsere Gruppe mit in die Weite, wir Zelten nur wenige Minuten vom weißen Wunder entfernt.
Dann wandern wir in Stille zum ewigen Eis.
Moose, Flechten und Wollgras lassen meine Schritte tief versinken in der friedlichen Landschaft, es duftet nach Heuwiese im Sommer und 2 große Raben begleiten unseren Weg.
Wusstest du, dass man zuerst durch eine Sandwüste geht, bevor man zum Eis gelangt?
Wusstest du, dass man hier ohne weiteres tief braun werden könnte, würden nicht die unzähligen Mücken sich auf jeden freien Hautfleck stürzen?
Und wusstest du, dass man es schon von weitem hören kann, das Sterben des ewigen Eises?
Es klingt wie ein Donner, dann kracht und dröhnt es und wieder bricht ein Stück und stürzt in die Fluten.
Es ist herzzerreißend schön, wie eine weiße Wunderwelt glitzert es endlos bis zum Horizont, weißlich blau und wolkengleich.
Und hier bin ich der Heimat so nah...denn ein Stück von mir ist schon vor mir angekommen.
Auf weißem Eis und Schnee hat sich Industriestaub abgelagert, der durch die Luft nach Grönland aus weit entfernten Regionen geweht wurde. Auch der Abrieb meiner Autoreifen aus Köln ist hier und lässt schmelzen, was nie in solch einem Tempo schmelzen sollte.
Die grönländische Sprache kannte früher kein Wort für Gemüse, heute wachsen hier Kartoffeln und die Ältesten sagen, bald wird Grönland ein Rosengarten werden. Man kann es jetzt nicht mehr stoppen, das ewige Eis wird schmelzen...und was jetzt noch bleibt ist zu retten, was zu retten ist.
Die vielen Menschen, die ihre Heimat ans Meer geben müssen, brauchen Hilfe und ich muss anfangen, wie auch immer.
Und es ist so verdammt schön, nach dieser Wanderung bei einer dampfenden Tasse Kaffee und Dinkelzwieback auf das weiße Funkeln zu blicken. Einfach schön.
Drei Tempel...einer schöner als der andere...
Zuhause ist da wo dein Fuss die Erde
berührt
Ein Schild, ein gutes Schild, das ist das beste was es gibt auf der Welt...
Incredible Germany
Und ich bin angekommen, bin wieder nur ganz kurz da und die Sonne ruft mich aus dem Haus und ich laufe...
Stille
Alles voller rechter Winkel in diesem Dorf, alles ist gerade, es sind breite Gehsteige und glatte Strassen.
Kein Rülpsen ist zu hören, kein dampfender Kuhfladen schimmert in der Sonne und ich habe Platz...jedes Haus hat einen kleinen Garten mit einem gestrichenen Zaun und dahinter befinden sich doch
tatsächlich Blumen, schön ordentlich in Reihen, farblich sortiert und der Rasen ist auf 0,5mm getrimmt.
Ich kann atmen, diese Ruhe ist unglaublich, nur in meinem Kopf brüllt manchmal noch jemand "om namah shivaya"...von ganz weit weg und es ist zum Glück immer noch ganz nah bei
mir.
Inzwischen bin ich sauber geduscht, die Waschmaschine hat im Extrasaubergang den Indienduft genommen, nun rieche ich nach Bergtanne...auch irgendwie schräg. So läuft an diesem Mittwoch eine nach
Bergtanne duftende Frau mitten auf der Strasse, glotzt mit riesigen Augen um sich und kann es einfach nicht fassen...so ist Deutschland???
Und ja, ich liebe es, ich liebe die Freiheit, den Raum um mich, die vertrauten Vogelstimmen und diese kleinen Tonmännchen in den Gärten, habe Spass an Wiesen ohne bunte Plastiktüten und
dennoch....irgendwas fehlt.
Wo sind sie nur? Wo in aller Welt habt ihr die Menschen gelassen? Was haben sie denn bloss mit euch gemacht? Hallo? Jemand zu Hause?
Es ist ein sonniger Samstag und diese riesigen Betonkästen haben die Leute verschluckt, sie sind hinter den Türen oder vor den Bildschirmen oder es gab eine Massenentführung eines Dorfes in
Süddeutschland. Am liebsten möchte ich klingeln und fragen:"Kommt ihr raus zum LEBEN?"
Denn es ist hier, das Leben, auf der Strasse sitzt es, bei den Blumen oder es spriesst zwischen den Gehsteigritzen aus dem Boden, es ist im endlosen Wolkenhimmel und in dem Wind hinter der
Hausecke...und es ist in den Augen der Nachbarn und verdammt noch eins...selbst in einem indischen Kuhfladen mit Mücken in der Mittagshitze Rishikeshs ist mehr Leben drin als
hier...
Und dann fange ich an zu singen, nur ganz leise aber ich muss mir Mut ansingen und vielleicht kommt dann jemand und nimmt mich mit in einen weissen Raum und da redet man dann mit mir...dann redet man wenigstens mit mir...Hallo????Jemand daaaaa???
Incredible Germany
Ein neues Abenteuer...ich bin gespannt auf dieses Land...mein Visum habe ich bereits in der Tasche und ich werde berichten,was ich so alles erlebe...